Sympathische Charaktere
Es geht um Charaktere! Jede Geschichte braucht eine gute Idee, eine Story. Aber das Herz deiner Geschichte wird immer dein Held oder deine Heldin sein. Er/sie ist der Hauptcharakter und verdient besondere Aufmerksamkeit. Ganz besonders, wenn Du deine Geschichten aus der ersten Person erzählst, oder, wenn Du in der dritten Person erzählst, aber einen Charakter zum eindeutigen Hauptcharakter machst (wie J.K. Rowling bei Harry Potter). Mein erster Rat: Mach ihn nett, mach ihn sympathisch. Ich meine nicht: Mach ihn unkompliziert, mach ihn flach. Das auf keinen Fall! Aber erschaffe deine Charaktere so, dass Du sie magst, verstehst, ihm oder ihr vertraust. Dabei geht es (nicht nur) um die Leser:innen, sondern vor allem um dich. Du musst die nächste Zeit, wenn Du deine Geschichte schreibst, mit deinen Charakteren verbringen.
Mary Su
Stell dir vor, Du bist auf einer Party. Zu wem setzen sich die Leute, wem hören sie gerne zu? Auf wen sind alle Augen gerichtet, wenn getanzt wird, über wen tuscheln alle? Wenn wir im Deutschen sagen, jemand hat Charakter oder er ist ein Charakter, dann meinen wir, er hat eine besondere Qualität. Etwas, das ihn interessant macht oder eigen, eben ganz besonders. Genau diese Qualität braucht die Held:in deiner Geschichte. Aber stop! Bitte erschaff keine Mary Su. Mary Su ist ein Begriff, der aus der Fanfiktion kommt und bedeutet, dass eine Fanfiktion-Autor:in eine eigene Figur in eine Geschichte einbaut. Er wird auch gerne verwendet, wenn man über Buchcharaktere spricht, die einfach zu gut sind, um wahr zu sein. Unglaublich gut aussehende, bescheidene Held:innen, die keine Fehler haben. Bella Swan (Schöner Schwan …), die Twilight Heldin, hat den Mary-Sue-Test mit überdurchschnittlicher Punktzahl bestanden. Nun, was ist so falsch daran? Immerhin ist Twilight ein Bestseller! Aber nicht wegen Bella. Ich denke, ohne Mister Edward, den schönen Mann mit der dunklen Seite, wäre die ganze Serie abgestürzt.
Starke Charaktere
Was ich sagen will: Für ein gutes Buch brauchst Du einen starken Charakter. Ein starker Charakter muss weder gutaussehend, noch wirklich stark sein und schon gar nicht nur gute Eigenschaften haben. Aber - er muss im Verlauf deiner Geschichte eine Entwicklung durchlaufen, sich verändern. Eine Held:in, die am Anfang deiner Geschichte schüchtern und mutlos ist, wird am Ende mutig und selbstbewusst. Wer den Mut hat, sich von einem Ort zu einem anderen zu bewegen - der ist wirklich stark. Innerlich. Wenn er dabei äußerlich auch eine Reise macht - in Ordnung. Wichtiger ist allerdings die innere Entwicklung der Held:in.
Tiefe Charktere
"Ich bin so bescheiden, ich muss lernen, mir mehr vom Leben zu nehmen." Nein. Gib deiner Held:in eine wirkliche Schwäche. Trau ihr oder ihm eine richtige, tiefe Charakterentwicklung zu. Klar, wenn Du - insbesondere die leicht verdauliche Literatur ansiehst - gibt es diese flachen Charakterentwicklungen massenhaft. Die pumelige Heldin, die aber super ironisch und sarkastisch ist und natürlich wahnsinnsintelligent und am Ende für den Badboy nur noch ein paar Kilo verliert (quasi unterwegs) und sich ganz nebenbei zu einer Schönheit mausert. Nope. Du kannst mehr. Seit mutig und lass deine Held:innen mit einer wirklichen Schwäche starten. Etwas, das Du nicht so leicht ausbügeln kannst. Oder gib ihr oder ihm ein echtes Problem: Selbstsucht, eine schwere Behinderung, Rücksichtslosigkeit. Schick deine Held:innen nicht in einen schon halb gewonnen Kampf. Das ist - langweilig.
Warum ist das gar nicht so einfach?
Jede Schriftsteller:in, die sich intensiv mit ihren Held:innen auseinandersetzt, kennt das: Auf einmal haben sie ihren eigenen Kopf. Machen was sie wollen. Und nicht nur das, manchmal werden deine Hauptheld:innen von starken Nebencharakteren einfach verdrängt. Mir ist das bei meiner Young Adult Novel Flying Moon passiert (an diesem Buch habe ich besonders viel gelernt …). Lasse, der zweite Hauptcharakter aus Flying Moon, sollte eigentlich nur irgendein Filmschauspieler sein, der Moon verführt, bis sie von meinem eigentlichen Helden gerettet wird. Aber - ups - Lasse, als Mistkerl angelegt, interessierte mich auf einmal mehr als alle anderen Figuren aus dem Buch. Der edle Held, der Moon retten sollte - ich habe noch nicht einmal einen Namen für ihn gefunden. Da ich das Buch ohne große Storyline gestartet hatte, musste ich alles umschreiben. Lasse brauchte Platz (und hat dann sogar einen eigenen Band bekommen).
Du und deine Charaktere
Ich komme noch einmal auf Mary Su zurück. Wenn Fanfiktion-Autor:innen sich selbst in eine Story einbauen, dann wird das oft eine Mary Su. Also eine besonders perfekte, schöne, alle Menschen anziehende, eben perfekte Heldin. Klar, wer wäre nicht gerne wunderhübsch und fehlerlos? Kurz: Autor:innen neigen dazu, sich mit ihren Held:innen zu identifizieren und dabei Fehler und Schwächen zu übersehen oder sie erst gar nicht anzulegen. Manche Eltern haben die gleiche Haltung ihren Kindern gegenüber und wie man weiß, führt das meist nicht zu besonders stabilen und starken, sondern eher zu verwöhnten und unsympathischen Charakteren. Da fällt mir doch gleich: Dudley Dursley ein.
Charakterentwicklung
Charakter sollten sich entwicklen. Und zwar im Laufe der Geschichte, die Du erzählst. Diese Charakterentwicklung ist extrem wichtig, damit deine Geschichte spannend bleibt. Die Entwicklung eines Charakters treibt die Geschichte genauso nach vorne und macht sie spannend wie der Plot, die Geschichte, die Dramaturgie,
Unbestritten ist, dass die Charaktere, über die Du schreibst, etwas mit dir als Autor:in zu tun haben. Sie sind dir ähnlich. Im Grunde geht es gar nicht anders. Und sie sollten das auch sein, denn dann werden sie für die Leser:innen persönlich, fassbar, echt. Die Kehrseite: Du wirst schnell auf einem Auge blind, wenn es um deine Charaktere geht. Es wird richtig interessant, wenn Du viele Bücher einer Autor:in liest und feststellst, dass die Charaktere - zum Beispiel - immer dominante Eltern oder eine herrschsüchtige Partner:in haben oder Sieger:innen sind. Klar, niemand kann so schnell aus der eigenen Haut.
Die Bilder sind übrigens aus Casablanca. Für Filme gilt das Gleiche wie für ein Buch: Starke Charaktere machen ihn interessant und bei Casablanca findest du gute Charaktere und … eine perfekte Charakterentwicklung.
Erschaffe großartige Charaktere!
xoxo
Katrin
Die Kursbeiträge - Von der Idee zum Manuskript
Hier eine Übersicht über alle Beiträge. Wenn Du magst, kannst Du von hier aus gleich auf die Beiträge springen, die dir gefallen, die Du gerade brauchst. Hier siehst Du auch, zu welchen Blogbeiträgen es ein Workbook oder Worksheet gibt. Klick auf das Dreieck und klappe alle Beiträge auf:
# 1 Intro - Einführung in die Kurseinheit. Hier
# 2 Ideen - Wie findest du sie, wie gehst du mit ihnen um (+Workbook). Hier
# 3 Story- Wie funktioniert eine gute Story - Die Basis aller Geschichten (+Workbook). Hier
# 4 Charaktere - Die Hauptpersonen deiner Geschichte (+Workbook). Hier
# 5 Genre - Was ist das? Und wieso ist das so wichtig (+Workbook). Hier
# 6 Pseudonym - Tipps zu der Frage, ob du ein Pseudonym verwenden solltest (+Workbook). Hier
# 7 Das Exposé - Wichtig für eine Bewerbung in einem Verlag (+Workbook). Hier
# 8 Planung - Wie planst du dein Buch? (+Workbook) Hier
# 9 Schreibblockade - Wie gehst du damit um? (+Workbook) Hier
# 10 Prokrastinieren - Was so leicht passiert und warum es gar nicht so schlimm ist. Hier
# 11 Überarbeiten - der vielleicht wichtigste Teil deiner Arbeit (+Workbook). Hier
# 12 Die Normseite - Was ist das und warum brauchst du sie? (+Worksheet) Hier
# 13 Anschreiben - Wie schreibst du Verlage an? (+Worksheet) Hier
Workbooks & Worksheets
Und auch zu diesem Blogbeitrag gibt es ein 5-seitiges Workbook. Lerne, starke Charaktere zu entwickeln!
Alle Workbooks und Worksheet - insgesamt 50 Übungsblätter - haben wir in ein Bundle mit 11 einzelnen PDFs gepackt, die Du in unserem Shop - Masterclass*Schreiben - findest und dort sofort herunterladen kannst.
Wie alle unsere Materialien für Autor:innen sind sie wunderschön gestaltet und so konzipiert, dass Du sie digital nutzen kannst. Die PDFs sind beschreibbar. Du kannst sie aber auch ausdrucken und mit der Hand ausfüllen.
Diese Worksheets/Arbeitblätter sind eine der besten Methoden das Schreibhandwerk zu lernen. Gleichzeitig sind sie die perfekte Vorbereitung, wenn Du vorhast, ein Buch zu schreiben.
Viel Spaß damit!
Red Bug Writing
Du möchtest alles lieber kompakt in einem Buch lesen?
Nach und nach werden wir den Inhalt der Blogreihen in Bücher zusammenfassen. Das ist vielleicht etwas für dich, wenn Du dich nur genau für ein bestimmtes Thema interessierst. Das erste Buch dieser Reihe fasst alle Beiträge (siehe Übersicht) der Blogreihe "Von der Idee zum Manuskript" in einem E-Book zusammen. Der Vorteil des eBooks: Du kannst im Text suchen und Stellen markieren, dir Zitate heraussuchen und dir Lesezeichen einrichten. Zudem hast du all die guten Tipps immer dabei, auf deinem Handy, in deiner Leseapp - wo immer du magst.
Von der Idee zum Manuskript gibt dir einen kurzen Überblick über alle Schritte von der ersten Idee ein Buch zu schreiben bis zum Schritt, an dem Du dich bei einer Agentur oder einem Verlag bewirbst. Aber, klar, du kannst dein Buch auch selbst herausbringen. Auch dafür bietet es eine gute Anleitung.
Die Arbeitsblätter/Workbooks kannst Du dir zusätzlich in unserem Shop bestellen.
Und noch ein Tipp: Die Blogreihe : Vom Manuskript bis zur Veröffentlichung ist die Blogreihe, die perfekt an diese Blogreihe anschließt. Wenn Du also schon ein fertiges Manuskript in der Schublade oder auf dem Computer hast - dann schau dir diese Blogreihe an. Auch sie hat Worksheets.
Zu der Red Bug Writing-Buchreihe kommen nach und nach Bücher hinzu. Bunt und vielfältig.
Read & Write!
10 Comments
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