Hey, ich bin Lukas und beschäftige mich mit Schrift. Zur Zeit bin ich in Den Haag, in den Niederlanden, um an einem der weltweit besten Master-Studiengängen in dem es ausschließlich um Schrift geht, teilzunehmen. Es gibt viele Up-&-Downs und ich möchte mit dir meine Entdeckungen und Erfahrungen teilen.
(Dieser Blogbeitrag ist Teil der Den-Haag-Tagebuch-Reihe – alle Posts findest du hier: Juli · August )
Heute will ich garnicht so viel schreiben. Das erste Semester von TypeMedia ist losgegangen und ich teile mal kurz, mit welchen Menschen ich zusammen studiere. Mit
Neva, Sander, Catarina, Stef, Gajana, Tanguy, Léna, Ivo, Alex, Edward & Moritz
Und hier wirst du sehen, woran wir gerade arbeiten. Oder hier.
Erstmal hooray, ein Lettering ist erschienen, an dem ich vor kurzem gearbeitet habe. Danke an Isabel und an Eric Frymark.
Der erste Monat TypeMedia
Was ich toll finde, ist die Geschwindigkeit, in der du bei TypeMedia arbeitest. Du produzierst die ganze Zeit neue Arbeiten. Und bekommst parallel viel Input. Wir haben gerade begonnen mit Spitz- und Breitfeder zu schreiben. Das habe ich vorher auch gemacht, aber ich weiß jetzt mehr worauf ich zu achten habe.
Neben den Übungen gibt es das Revival-Projekt. Du suchst dir ein altes Buch raus, das in Bleilettern gesetzt ist und untersuchst die Schrift, in der der Text gesetzt ist. Ich hatte schon länger ein paar Schriften von VEB Typoart Dresden im Blick, weil diese tollen Bleisatzschriften, nach der Wende etwas abhanden gekommen sind. Dafür haben wir und angeschaut, wie du die Form einer Satzschrift interpretieren kannst.
So sehen die Spitzfederübungen aus und interessant ist, die richtige Haltung der Feder, sowie die richtige Konsistenz der Farbe zu finden:
Und wichtig ist die Erkenntnis, dass du nicht zimperlich mit deiner Schrift umgehen sollst. Also ‘Kill your darlings, before they kill you’.
Hier ist übrigens unser Studio:
Unsere Studiomaus, die wir Mutant getauft haben:
Bücher
Was mich am meisten bis jetzt berührt hat, waren die Workshops bei Peter Verheulen und der Besuch beim Mermanno-Museum.
Peter’s Kurs heißt ‘Contrast’ und es geht teils um den richtigen Umgang mit der Breitfeder. Er hat die Schriftart für die niederländische Regierung gestaltet. Die habe ich schon lange bewundert und mich immer gefragt, wie er auf so irrsinnige und schöne Formen kommt. Er hat mir nochmal den Horizont erweitert. Es geht auch darum, weil wir heute so viele Schriften jeden Tag sehen – oft mit den selben Fehlern in ihrer Gestaltung – dass wir uns lösen, von dem, was allgemein akzeptiert ist und wir unseren eigenen Ansatz entwickeln.
Im Mermoanno-Museum in Den Haag habe ich zum ersten Mal Originalseiten aus der Gutenberg-Bibel gesehen.
Und unter anderem haben wir seltene Bücher gesehen, wie ein paar Bücher von William Morris. Sieht so aus:
So oder so, war die Sammlung im Mermanno sehr schön.
Einige der Bücher, die sie dort haben, werden zu den schönsten der Welt gezählt. Das was Catarina hier zum Beispiel fotografiert ist besonders, durch unter anderem die Schrift, in der der Text gesetzt ist. Sie wird Francesco Griffo zugeordnet. Seine Schrift De Aetna-Type diente der Garamond zum Beispiel als Vorbild. Sie ist um 1500 entstanden.
Die meisten Bücher aus der Sammlung wurden aus ihren ursprünglichen Covern getrennt und in neue gehüllt. Das war früher anscheinend üblich, so wie es zum Beispiel heute ist, wenn du ein Gemälde kaufst und dir dann höchstwahrscheinlich einen eigenen Rahmen dazu anfertigen lässt.
Und ein paar Fotos aus Den Haag. Zum Beispiel wie der Premier Rutte die neuen Corona-Maßnahmen verkündet.
Kunstprojekte in unserer Hochschule
Und die zwei Tauben auf meinem Dach.
2 Comments
Katrin
17. Oktober 2020 at 09:34Sehr schöner Einblick, danke.
Lukas Horn
18. Oktober 2020 at 12:36Danke Katrin, freut mich! Spoiler für den nächsten Beitrag: Ich werde unter anderem etwas vom Stonecarving und vom Letterpress Workshop zeigen.