Das magische Objekt - Dinge in Geschichten

#02 – Der Schuh

22. April 2020
Das magische Objekt - Dinge in Geschichten #02

 Das magische Objekt - Dinge in Geschichten #02 - Der Schuh

02 – Der Schuh

Unsere Füße tragen uns durch die Welt. Und in vielen Fällen, stecken sie in Schuhen. Ob gegen die Kälte oder als Zeichen von Status, Schuhe begleiten uns schon lange.

Ein Schuh, das kann fast alles sein. Ein Sandale, ein Stiefel, eine Tüte, die um den Fuß gewickelt wird. Wichtig ist nur, dass wir unseren Fuß hinein kriegen.

 

 

 

Schuhe machen beweglich

Wenn deine Füße warm sind, ist der Rest des Körpers warm. Kalte Füße kriegen, das heißt, mit sich selbst uneins zu sein. Unsere Entscheidungsfähigkeit ist geschwächt, wenn unser Schuhwerk nicht hält, was es verspricht. Warme und trockene Füße zu haben, ermöglicht, gekräftigt in die Welt gehen zu können.

In Geschichten sind es oft die Ärmsten, die man daran erkennt, das sie keine Schuhe tragen. Ein schuhloses Dasein zu fristen, bedeutet, in seinen Möglichkeiten eingeschränkt zu sein. Schuhe stabilisieren, geben Halt, Komfort und Bewegungsfreiheit.

Schuhe und  Status

Schon früh waren Schuhe auch ein Ausdruck von Status. Wer Schuhe trug und wer nicht, machte schnell sichtbar, wer zu welchem Stand gehörte. Wie wir im Leben stehen, wird auch unseren Schuhen deutlich. Sind sie staubig vom Wandern in der Prärie? Aufgeweicht vom Regen? Schlammbespritzt, durchgeschwitzt, ausgeleiert oder nagelneu. Mit einem Fuß kann man die wenigsten beeindrucken. Ein Schuh hingegen, kann alles mögliche aussagen.

Wie wir auf unseren Füßen stehen, beeinflusst unsere gesamte Körperhaltung. Welchen Schuh wir wählen, hat einen Effekt auf unsere Umgebung und vielleicht auch auf unsere Geisteshaltung.

Ein Schuh bietet Schutz

Bist du schon einmal barfuß durch die Stadt geschlendert? Hast den  heißen Asphaltunter den Zehen gespürt, zertrete Kaugummis und kleine Glassplitter?

Wenn wir unsere Schuhe ausziehen, machen wir uns verletzlich. Wo man gerade selbstbewusst vorangeschritten ist, zuckt man jetzt bei jedem Schritt ängstlich zusammen, die Zehen angespannt, den Blick wie gebannt auf den Boden gerichtet. Jeder kleine Stein und jede Tannennadel fühlt sich an, wie ein Angriff unserer Substanz. Keine Schuhe zu tragen, dafür haben wir sogar ein eigenes Wort: barfuß gehen.

Wenn hinter dem Nadelwald endlich Sandstrand anfängt und das Meer hinter den Dünen zu sehen ist, schmeißen wir sie sofort von den Füßen. Ohne Schuhe unterwegs zu sein, heißt das Leben ganz genau wahrnehmen zu wollen. Niemandem etwas zu zeigen, nur zu fühlen, wie sich Moos unter den Füßen anfühlt und was passiert, wenn man auf einen Tannenzapfen tritt.

Wenn wir schlafen, baden oder Liebe machen, haben Schuhe meistens Pause. Dann können unsere Füße die Welt sehen und von ihr gesehen werden.

Unsere Füße sind ein im Schuh verborgenes Geheimnis.

Unsere Füße sind ein Teil des Körpers, dem wir nur selten Beachtung schenken. Hände reichen wir, so gut wie Jedem, sofort. Unsere Füße vertrauen wir nicht so schnell Jemand anderem an. Wann hast du das letzte Mal, jemandem deinen Fuß hingestreckt? Dabei tragen sie uns durch die Welt. Wir blicken auf sie hinab, und kaum sehen wir hoch, vergessen wir sie wieder. Außer, wenn der Schuh drückt.

In der Fußreflex-Zonen Massage geht man davon aus, dass der ganze Körper am Fuß abgebildet ist. Jedes Körperteil, eine Zone am Fuß. Wir spiegeln uns in unseren Füßen. Unsere Schuhe auszuziehen, heißt, uns neu zu zeigen. 

Ein Schuh kann über dein Schicksal entscheiden

Warum lässt Aschenputtel ausgerechnet einen Schuh für den Prinzen liegen? Ein Schuh ist mit unseren Fußabdruck verbunden. Das was wir hinterlassen, ein Beweis unserer Existenz. Wir folgen Fußspuren, die zumeist … Schuhspuren sind.

Ob ein Prinz einen von der Treppe aufsammelt oder der Teufel zwei zum ewigen Tanzen verflucht, Schuhe können den Lauf deines Lebens verändern.

Die roten Schuhe

In diesem Märchen ist ein Mädchen arm, elternlos und schuhlos, bis sie sich aus eigenem Antrieb und mit einer Kraft ein paar rote Schuhe bastelt. Als sie eines Tages in ihnen durch den Wald schlendert, wird sie von einer alten reichen Frau aufgelesen, die sie einlädt, bei sich zu wohnen.

Angekommen im neuen Zuhause, werden Schuhe und Mädchen fein säuberlich getrennt, das Waisenkind neu eingekleidet und mit allem versorgt, was ein Mensch sich wünschen kann. Wenn da nur nicht die Sehnsucht nach den roten Schuhen wäre. Nach einigem innerlichen Ringen überlistet sie die alte Frau und lässt sich vom Schuster ein neues paar Rite Schuhe anfertigen. Damit lässt es sich pompös zur Kirche hüpfen!

Und selbst das Verbot die neuen Schuhe weiter zu tragen, kommt nicht gegen die Lust an, noch einmal hineinzuschlüpfen und mit ihnen durch den Sand zu tanzen. Und noch einmal. Und noch einmal. Bis der Teufel in Soldatengestalt dem Mädchen auf die Sprünge hilft, in dem er ihre Schuhe zum ewigen Tanzen verbannt. Und das Mädchen, das sich so nach ihren selbst gemachten Schuhen sehnt, muss bis an Ende ihrer Tage und weit darüber hinaus, in ihren neuen roten Schuhen tanzen.

Ein Schuh muss passen.

Man kann sich ein paar Schuhe anziehen, das golden in der Sonne funkelt, aber wenn nach drei Schritten die Ferse brennt, muss man sich eingestehen, das bin nicht ich.

Die eine fühlt sich am wohlsten, wenn sie von hohen Mauern springen kann, die andere auf gewachsten Parkett mit Absätzen, so dünn wie Bleistiftminen. Einer ledert seine Schuhe durch, bis sie in Lappen von den Füßen hängen, der andere radiert jede Schmutzspur von den weißen Sneakers.

Und so sind Schuhe, auf seltsame Art und Weise mit Authentizität verbunden. Der Möglichkeit, sich so zu zeigen, wie man ist und zu gehen, wohin man will.

Eigene Wege gehen

Schuhe sind zum Gehen da. Zum Stehen. Tanzen. Zum Fliehen, Schleichen und vom Weg abweichen. In ein paar neuer Schuhe zu schlüpfen und seine Knöchel neugierig im Spiegel zu betrachten. Welche Wege werde ich in diesen Schuhen gehen? 

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