Home Office
Home Office – gerade spricht jede/r davon. Ist das nur ein schickes Wort für: Ich procrastiniere auf der Couch? Oder kann das ein Arbeitsmodel für euch sein? Für wen kommt es infrage und vor allem – wie geht das eigentlich? Wir dachten uns – als echte Home Office Profis – können wir mit euch ein paar Dos and Donts teilen.
Zuerst einmal: Es gibt verschiedene Arten des Home Office. Für uns Freiberufler, Künstler, Selbstständige ist es meist ein ganz normaler Zustand. Wer eine einigermaßen große Wohnung hat, spart sich das Extrageld für ein Büro oder Atelier und arbeitet von zuhause aus. Das erkennt sogar die Steuer an, die zulässt, dass man einen Raum und dessen Kosten absetzt.
Die Voraussetzungen für den Steuerabzug in der Steuererklärung sind streng. Ein häusliches Arbeitszimmer dürfen Sie nur absetzen, wenn Sie nicht alle beruflichen Tätigkeiten an Ihrem Arbeitsplatz erledigen können. Nur bei wenigen Angestellten erkennt das Finanzamt ein Arbeitszimmer in der Regel an, etwa bei Lehrern, Förstern oder Außendienstmitarbeitern. (Quelle und mehr dazu)
Wichtig ist, dass das Arbeitszimmer mehr berfulich als privat genutzt wird. Ansonsten könnt ihr aber auf jeden Fall Arbeitsmittel wie Smartphone, Drucker oder PC als Werbungskosten absetzen.
Nun gibt es aber viele Menschen, die hauptsächlich an ihrem Arbeitplatz arbeiten und nur in besonderen Fällen von zuhause aus. Wir kennen das von Mitarbeiter*innen im Verlag, die für ein Lektorat oder das Lesen von Manuskripten ins Home Office gehen. Super vernünftig, denn warum Benzin verfahren und Umwelt belasten oder mit einem leichten Schnupfen im Büro sitzen, wenn man genauso gut von zuhause arbeiten kann. Äh … aber wie ist die Reglung?
Kann oder muss ich ins Home Office?
Kann einfach jeder nach Hause marschieren und dort arbeiten, wenn er oder sie – zum Beispiel – Angst hat, sich bei Kolleg*innen anzustecken? Nope.
Nur, wenn es vertraglich vorgesehen ist und nur in beiderseitigem Einverständnis. Vor allem bei kleineren Betrieben steht das aber oft weder in den Arbeitsverträgen noch in der Betriebsvereinbarung.
Und wie ist es mit Corona?
Ist dagegen ein Arbeitskollege in der selben Abteilung an Corona erkrankt, dann muss der Arbeitnehmer nicht ins Büro kommen. Er kann ein Leistungsverweigerungsrecht geltend machen, wenn der Arbeitgeber keine Schutzmaßnahmen trifft. (Quellen und mehr dazu)
Nehmen wir einfach an, dies alles ist in bestem Einvernehmen geklärt. Stellt sich nur die Frage …
Wie geht Home Office?
Wer es gewöhnt, seine Arbeit mit ins Home Office zu nehmen, wird eine Routine entwickelt haben. Unterlagen mitnehmen, zuhause Arbeitsplatz suchen, loslegen. Hört sich gut an, klappt für eine oder zwei Tage meist perfekt, aber wir Home Office Pros, die wir täglich nur das Home Office haben, wissen, dass es natürlich nicht ganz so einfach ist. Es ist wunderschön, von zuhause zu arbeiten, es gibt eindeutige Vorteile, aber es lauern auch überall kleine Versuchungen, die einen vom Arbeiten abhalten.
Außerdem sind dies hier gerade besondere Zeiten mit besonderen Anforderungen und Bedingungen. Was sagen die Profis? Jennifer Chatman ist Professorin für Organisationspsychologie an der Universität von Berkeley in Nord-Kalifornien. Sie berät Unternehmen wie Apple, Ebay oder Microsoft und unterstützt Teams dabei, effizienter und erfolgreicher zu arbeiten und sagt:
Chatman: Wer zum ersten Mal im Homeoffice arbeitet, von dem kann man nicht gleich volle Leistung und einen Acht-Stunden-Tag erwarten. Schon gar nicht angesichts dieser Krise, in der so vieles im Umbruch ist. (Quelle und mehr dazu)
Ja, leuchtet ein. Doch gehen wir einfach mal von den besten Bedingungen aus:
Was brauche ich fürs Home Office?
- einen ungestörter Arbeitsplatz
- Ruhe
- eine schöne Umgebung
- keine Störungen
- eine bequeme Sitzmöglichkeit
- eine gute Internetverbindung
- ein gut funktionierendes Arbeitsgerät
- Motivation
- Disziplin
- Kaffee oder Tee (optional aber in der Regel unverzichtbar)
Das wäre ideal und – seien wir ehrlich – ist vollkommen unrealistisch. Keiner dieser oben aufgeführten Punkte ist immer vorhanden. Ruhe? Ungestörtheit? Wir reden hier nicht von euren Kindern, die alle paar Minuten ins Zimmer kommen. Es muss nur der Mieter in der Wohung unter euch auf die Idee kommen, ein paar Löcher in die Wand zu bohren oder der Briefträger klingeln, dann ist es mit Ruhe und Ungestörtheit vorbei.
Daher ist unser Rat, die Ansprüche und Anforderungen an euer Home Office nicht so hoch zu hängen. Denn werdet ihr nicht auch an dem Arbeitplatz in der Firma ständig abgelenkt? Da feiert die Kollegin Geburtstag oder eine neue Lieferung kommt an, da ist Kollege X gestorben und man muss erstmal alles verdauen, da ruft euch auf der Arbeit die Kindergärtnerin an und sagt, das Kind kränkelt. Ablenkungen lauern überall! That’s Life, embrace it.
Kurz – wir lieben das Home Office und zeigen euch …
Die Vorteile des Home Office
- Eigene Umgebung
- Eigene Gestaltung
- Musik – Geschmack und Lautstärke frei wählbar
- Keine Ablenkung durch Kolleg*innen
- Kinder können nebenher betreut werden
- Keine Fahrwege/Stau/Luftverschmutzung
- Man kann auch krank/schwanger/behindert/eingeschränkt arbeiten
- Eigener Arbeitrhythmus, Pausen nach Belieben
- Arbeiten nur wenn Lust und Inspiration vorhanden sind
- Essen und Trinken in Reichweite
- Pausen können für Hausarbeiten genutzt werden
- Größere Entspannung
- Kein Kleidercodex
Das hört sich wunderbar an. Auf, ins Home Office! Aber übersehen wir nicht etwas? Es macht nämlich einen großen Unterschied, für wen ihr im Home Office arbeitet. Anders gesagt: Ist es dein Home Office? Oder lagert deine Firma sich nur in dein Wohnzimmer aus?
Dein oder mein Home Office?
Wenn wir Redbugx in eine Firma kommen, besonders, wenn sie noch im alten Stil mit Schreibtisch und Computer und Kaffeeküche funktioniert, sind wir sehr oft überrascht darüber, wie unflexibel und träge dort gehandelt wird. Wie wenig geschafft wird und wie viele Menschen nötig sind, um Dinge zu erledigen, die wir im Home Office mit einer viel höheren Energie und Begeisterung in sehr viel kürzerer Zeit fertig stellen. Okay, hier fällt natürlich auf: Menschen im Home Office arbeiten sehr oft für das eigene Unternehmen. In Firmen dagegen sitzen Menschen, die 9-5 arbeiten, nach fünf Uhr den Stift fallen lassen und in ihre Freizeit eintreten.
Wie geht der schöne Spruch über Selbstständige? Du arbeitest selbst und ständig. Und das ist kein Scherz oder Spruch, das ist eine Motivation, die sehr groß sein kann, wenn man weiß, wofür man eine Sache tut. Wir sprechen über die vielleicht größte Herausforderung im Home Office: Woher kommt die Motivation und der Antrieb für dein Arbeiten?
Wann muss ich arbeiten?
Klar, du willst “die Arbeit” geschafft bekommen. Aber wir wissen es alle: Arbeit – hört nie auf. Also kannst du auf einem Minimalprogramm das erledigen, was absolut notwendig ist, um den “Betrieb am laufen zu halten” oder kannst in den Turbo-Modus gehen und Tag und Nacht arbeiten. Fragt mal die ersten Computernerds (Geburtsjahr + – 1950) wie sie ihre Software programmiert haben? Da wurde häufig 24 Stunden gearbeitet, mit dem Kopf auf der Tastatur geschlafen und ja, klar, das Home Office lag in der vermutlich nicht sehr gemütlichen Garage. Nun, Home Office hat sehr viel mit der Balance zwischen diesen beiden Extremen zu tun.
Als wir Red Bug Books gründeten, mussten wir so viele verschieden Dinge lernen, dass es uns ganz normal vorkam, Tag und Nacht zu arbeiten. Die ersten Cover waren … nun unfertig, die ersten Epubs voller Fehler, wir hatten wenig Ahnung vom Satz und Hurenkindern, keine Ahnung, wie das mit dem Veröffentlichen läuft und sind ständig zwischen digitalen Lernprogrammen und dem Herausgeben und Korrigieren von ersten Büchern hin- und hergehopst. Und dann – war er da …
Der Burn Out und das Home Office
Der Burn Out ist Selbstständigen so vertraut, wie Arbeitnehmern die Lustlosigkeit. In dem Gefühl, immer mehr schaffen zu müssen und zu wollen, überarbeitet man sich mit absoluter Sicherheit. Es gibt keinen Feierabend und daher wird auch nicht gefeiert. Logisch, oder? Aber nun, das ist falsch. Wir lernen es meist erst, nachdem eine Ärztin uns sanft darauf hingewiesen hat: Könnte es sein, dass Sie in letzter Zeit etwas gestresst waren? Hell yes, Stress IST mein Leben.
Daher ist die größte Herausforderung im Home Office nicht die Ablenkung, sondern die Selbstdiziplin. Wie viel sollte ich täglich arbeiten? Und die Antwort kann nicht heißen: Bis alles geschafft ist. Die Antwort muss heißen: So viel wie ich mit Freude tue und es für meine Gesundheit zuträglich ist.
In diesem Sinne – habt eine gute Zeit und tut damit, was euch glücklich macht!
Die Redbugx
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